News aus dem deutschen Theater

Fotos: Jonas Melcher, Michael Böhmländer
02.07.25
Berührende Uraufführung von Die Weiße Rose
Wer sich auf einen locker-leichten Musicalabend freut, wird bei Die Weiße Rose leer ausgehen. Was man aber bekommt, ist eine lebendige und ergreifende Zeitreise durch deutsche Geschichte, die aktueller und berührender kaum sein könnte. Vergangenen Montag war die Uraufführung im Festspielhaus Neuschwanstein zu sehen, bevor das Musical nun auch bei uns in München zu Gast ist.
Ganze sechs Jahre hat Autorin und Regisseurin Vera Bolten zusammen mit ihrem Mann Alex Melcher und weiteren Kreativen an diesem Projekt gearbeitet. Es begann erstmal mit intensiver Recherche. „Die erste Fassung war vier Stunden lang. Wir mussten also auch ein paar Szenen wieder streichen“, verrät Bolten. Ihr Anspruch war es aber, ganz nah dran zu sein an den Originaltexten, zum Beispiel aus Tagebüchern und Briefen, um die Menschen der NS-Widerstandsgruppe Weiße Rose um Sophie und Hans Scholl persönlich zu Wort kommen zu lassen.
Die Bühne ist schlicht in schwarz gehalten. Mit Holzwürfeln können die Darstellerinnen und Darsteller das Setting immer wieder verändern – und das gelingt total organisch. Dass Sophie Scholl gut zeichnen konnte, zeigt sich in den weißen Bleistiftskizzen, die als Projektion immer wieder das Bühnenbild ergänzen und von Illustrator Jens Hahn nachgezeichnet wurden. Die Live-Band wurde in einem großen Kubus auf der Bühne versteckt untergebracht, ist aber an manchen Stellen auch sichtbar.
Getragen wird die Erzählung von den absolut überzeugenden Darstellerinnen und Darstellern. Jede und jeder Einzelne von ihnen gibt den historischen Figuren glaubhaften Ausdruck und manchmal auch eine wahnsinnige Tiefe. Und auch gesanglich berühren sie bis zu Tränen und Gänsehaut. Möglich machen das nicht nur die Arrangements von Alex Melcher und Marc Tritschler und die Stimmen der Cast, sondern auch die Live-Band. Und wenn man beim Schlussapplaus die Rührung in den Gesichtern auf der Bühne sieht, ist es auch kein Wunder, dass das Publikum von diesem Abend total bewegt nach Hause geht.