News aus dem deutschen Theater
02.11.23
Wir lieben (den) Ku‘damm
Im November präsentieren wir mit Ku’damm 56 ein Musical, das mehrfach mit dem deutschen Musical-Theaterpreis ausgezeichnet wurde und ein großer Erfolg am Berliner Theater des Westens war. Kein Wunder! Das Kreativteam steht mit Herz und Seele hinter dem Projekt. Peter Plate, Annette Hess und Ulf Leo Sommer haben uns in München besucht und spannende Einblicke in die Entstehung der Produktion gegeben.
„Wir waren Fans der ZDF-Serie“
Peter Plate: Ku’damm 56 ist ein Musical nach der gleichnamigen ZDF-Serie. Ulf und ich waren damals solche Riesenfans von dieser Serie und haben das wirklich „gesuchtet“, wie die jungen Leute heutzutage sagen. Und dann eines Tages bekamen wir die Anfrage, ob wir Lust hätten, ein Musical daraus zu schreiben. Und ich habe noch nie in meinem Leben so schnell „Ja“ gesagt.
Ulf Sommer: Der Kurfürstendamm ist was sehr Nostalgisches. 1990 sind Peter und ich nach Berlin gezogen und der Ku’damm war damals das Coolste und Hippste überhaupt. Ich weiß, dass der Ku‘damm eine Zeit hatte, in der er nicht so „in“ war, aber er hat ein großes Comeback und ja, ich liebe ihn.
Annette Hess: Bei dieser Produktion kann sich das Publikum auf eine machtvolle Geschichte aus den 50er Jahren freuen. Es geht um eine Mutter, die ihre drei Töchter unter die Haube bringen will, den Heiraten war damals die einzig akzeptierte Option für Frauen. Die mittlere Tochter ist jedoch aus der Art geraten und als der Rock’n’Roll in Deutschland einbricht, fängt sie an zu tanzen. Es entbrennt ein Generationenkonflikt. Das Musical fasst wichtige Themen wie Emanzipation, Homosexualität und Gewalt in der Ehe auf, mit denen wir uns heute immer noch beschäftigen. Wir fassen in der Geschichte heiße Eisen an – aber immer unterhaltsam und mit sehr viel Humor.
Was ist der Unterschied zwischen Serie und Musical?
Annette Hess: Die ZDF-Serie dauert drei Mal 90 Minuten. Das Drehbuch dafür hat 360 Seiten und daraus wurde das Libretto für das Musical mit 100 Seiten. Ich habe sozusagen ein Extrakt aus der Serie geschrieben. Der Vorteil war, dass ich dadurch die besten Szenen aus den Büchern herausziehen konnte. Natürlich musste ich Figuren oder Bögen auch vereinfachen. Aber die Verdichtung für die Bühne, die ja noch mal eine andere Dramatik fordert, hat mir großen Spaß gemacht.
Peter Plate: Wenn im Musical gesungen wird, sind die Texte immer von Ulf und mir und der Rest ist von Annette. Wir haben natürlich auch unseren eigenen Stil reingebracht. Wenn zum Beispiel die Mutter Katharina singt, klingt es verstaubt. Wenn hingegen die Revoluzzerin Monika singt, ist das sehr nah an Pop-Musik. Wir haben also die Musikstile auf die Charaktere verteilt.
Monika gab es wirklich
Annette Hess: Im Musical ist die Rebellin Monika die Hauptfigur. Diese Monika gab es wirklich. Sie war eine Freundin meiner Mutter in den 50er Jahren, sie hatte angefangen Rock’n’Roll zu hören, sich als erste einen Petticoat angezogen und die Haare kurz geschnitten. Meiner Mutter wurde der Umgang mit ihr verboten. Schlechter Einfluss! Leider ist diese lebenstolle Monika mit 17 Jahren dann tragisch verunglückt und früh gestorben. Ich habe meine Mutter immer ausgequetscht über diese „gefährliche“ Monika. In Ku’damm wird ihr ein Denkmal gesetzt – und das ist ganz toll. Wenn sie das wüsste, dass es ein Musical über ihr junges wildes Leben gibt!
Ulf Sommer: Monika passieren schlimme Sachen und sie findet in der Geschichte den Trost im Tanz und in der Musik. Am Ende ist das eine Entwicklung vom kleinen hässlichen Entlein zur stolzen Frau, die bewundert wird. Das ist eine Geschichte, die einen stark macht. Jeder von uns hat manchmal den Gedanken, dass man nicht genug ist oder komisch aussieht etc. Aus diesem Musical geht man mit dem Gefühl raus: „Ich bin wie Monika. Ich schaff‘ das auch.“ Und das ist sehr kräftigend.
Ku’damm 56 – Das Musical spielt vom 29.11. bis 17.12. in München.
Quelle: pop-Out GmbH