News aus dem deutschen Theater
© Susanne Brill
18.11.22
Münchner im Himmel
Am Donnerstagabend war nicht nur ein Münchner im Himmel. Nein, es waren ganz viele. Und natürlich auch Münchnerinnen. Für die Premiere von Der Brandner Kaspar – Das Musical wurde der Silbersaal in ein einen ebensolchen verwandelt – zumindest stellen- und szenenweise. Und der historische Saal mit „himmlischem“ Deckengemälde und Kronleuchter ist ja auch der perfekte Ort. „Wunderschön“, schwärmten viele Besucherinnen und Besucher. Und meinten damit nicht nur den Saal, sondern natürlich auch das dargebotene Stück.
Der Brandner als Schnapsbrenner
Aber wer eine Adaption der bekannten Fassungen aus anderen Theatern oder TV mit Musik erwartet hatte, wurde auch überrascht. Denn Autor Karl-Heinz Hummel lässt seinen Brandner mit dem rauhnächtlichen Auftritt von Hexen und Druden beginnen, die auch im Verlauf der Geschichte immer wieder auftauchen. Bei ihm ist der Brandner auch kein Wilderer, sondern betreibt eine illegale Schnapsbrennerei. Und den Tod führt er zwar mit viel Kerschgeist aber nicht mit dem Gras-Ober sondern mit „Max dem Königlichen“ beim Karteln hinters Licht.
„Es hat schon etwas gedauert, bis ich rein gekommen bin“, sagt Schauspieler Sepp Schauer. „Aber dann hat mich das Stück echt gepackt.“ Was nicht zuletzt an den abwechslungsreichen Songs von Christian Auer, die von Volksmusik bis Rock reichen, sondern auch an der grandiosen Leistung der Kolleginnen und Kollegen auf der Bühne lag. Brandner-Darsteller Armin Stockerer und Michael A.Grimm als Portner sind dabei schon „alte“ Hasen und haben die Rollen bereits in anderen Inszenierungen gespielt. Nichts desto trotz überzeugten beide einmal mehr mit grandioser und bayerisch wuchtiger Bühnenpräsenz.
Erstmals ein weiblich besetzter Boandlkramer
Mit Spannung erwartet war aber natürlich vor allem der Auftritt von Tanja Maria Froidl als erste Frau in der Rolle des Boandlkramers. „Die hat mich echt umgehauen,“ schwärmt eine begeisterte Besucherin nach der Aufführung und ist damit nicht allein. „Wie eine Mischung aus Riff Raff aus der ,Rocky Horror Show‘ und Monika Gruber“, urteilt ein anwesender Zeitungskritiker. Das Publikum feierte Cast und Kreativteam am Ende mit tosendem Applaus und Bravo-Rufen.
Und für Armin Stockerer gab es bei der Premierenfeier um Mitternacht dann noch ein rührendes mehrstimmiges Ständchen. Denn der „Brandner“ feierte seinen 55. Geburtstag. Bis 72 sind es dann noch ein paar Jahre und bis 90 noch viel mehr. In diesem Sinne, viel Glück und vor allem Gesundheit. Darauf einen Kerschgeist!