News aus dem deutschen Theater
Foto: Susanne Brill
08.04.24
Der Zauberflöte Backstage Talk
Eine Woche vor seiner Uraufführung erzählten Komponist Frank Nimsgern und Regisseur Benjamin Sahler beim Backstage Talk im Silbersaal von der Entstehung des Musicals Zauberflöte und gaben spannende Einblicke in die musikalische Umsetzung und die (neuen) Figuren. Prof. Felix Mayer vom TUM Center for Culture and Arts ergänzte interessante musikwissenschaftliche Aspekte. Chris Murray, Tim Wilhelm und Misha Kovar präsentierten drei Songs aus dem neuen Musical. Durch den Abend führte DT-Pressesprecher Georg Kleesattel.
„Man kann Mozart nicht verbessern.“
„Am Festspielhaus Füssen werden viele dramatische Stücke gespielt: Die Päpstin stirbt, König Ludwig stirbt und der Zeppelin geht in Flammen auf“, sagt der künstlerische Leiter Benjamin Sahler. Mit der Zauberflöte wollte er ein Musical schaffen, das mit einer positiven Botschaft endet und den Menschen in diesen herausfordernden Zeiten Hoffnung gibt. Doch als er mit der Idee zu Frank Nimsgern kam, war der wenig begeistert: „Man kann doch Mozart nicht verbessern“, dachte er sich. Doch der Gedanke lies den Komponisten nicht los und er begann, mit der bekannten Arie „Der Hölle Rache“ zu experimentieren.
Es folgten „Das Lied des Vogelfängers“, die „Ouvertüre“ und viele weitere Songs. Doch keiner der rockigen Hits ist eine Kopie von Mozart. Nimsgern erklärt, er habe die musikalischen Leitbilder genommen und daraus neue Lieder geschrieben. Jede Figur habe ihren eigenen musikalischen Charakter bekommen, begleitet von einer Orchestrierung, die Mozart damals gar nicht zur Verfügung gestanden hätte. In Nimsgerns Liedern trifft Cembalo auf E-Gitarre, Ballade auf Rocksong und die Wiener Klassik auf das 21. Jahrhundert.
Ein neuer Monostatos, ein Kakadu und ein Orakel
Das Ergebnis begeistert auch den Mozart-Experten Prof. Felix Mayer vom TUM Center for Culture and Arts: „Als Kind habe ich eine schwedische Version des Kinofilms von Ingmar Bergmann gesehen und nichts verstanden. Seitdem habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, Die Zauberflöte immer weiter zu erforschen.“ Das neue Musical greife die zentralen Gedanken Mozarts auf und mache sie zugänglich, wie beispielsweise das Thema von Rache und Vergebung. Passend dazu gibt Darsteller Chris Murray stimmgewaltig den Song „Rache ist süß“ zum Besten. Schnell wird klar, dass dieser Monostatos anders ist als die Figur in Mozarts Oper. Auch andere Rollen wurden umgeschrieben und manche sogar hinzugefügt. So gibt es im Musical unter anderem ein Orakel, das als Erzählerin fungiert und einen Kakadu, der mit dem Vogelfänger umherzieht.
Benjamin Sahler erklärt: „Wir haben für die Rollen ganz bestimmte Darstellerinnen und Darsteller angesprochen, die dann wiederum den Charakter der Figur mitgeformt haben.“ So hüpft kurz darauf Tim Wilhelm auf die Bühne und bringt das Publikum mit seiner ulkigen Version des Vogelfängers zum Lachen. Zum Abschluss berührt Pamina-Darstellerin Misha Kovar mit der Ballade „Ohne dich“ und die Besucherinnen und Besucher verlassen den Silbersaal in gespannter Vorfreude auf die Uraufführung von Zauberflöte – Das Musical am 12. April.
Eindrücke
Fotos: Susanne Brill