News aus dem deutschen Theater
Neues Gewand und neue Seilschaft
Mehr als 40 Jahre hat Der Watzmann ruft schon auf dem Buckel und trägt mit vollem Recht das Prädikat „Kult“. Doch wie sagte schon Gustav Mahler: „Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche.“ Ein Satz, den man auch als Motto über die Neuinszenierung des Rustikals schreiben könnte, die Ende Juli ihre Premiere erlebt. Mit dem „Segen“ der Autoren der Urfassung – Wolfgang Ambros, Joesi Prokopetz und Manfred O. Tauchen – wollen die Kabarettisten Ecco Meineke (Bearbeitung des Buchs) und Sven Kemmler (Regie) mit einer komplett neuen Seilschaft den Berg in die heutige Zeit versetzen. Auf wen und auf was sich die Fans bei der Neuinszenierung freuen dürfen, stellten Meineke und Kemmler im Rahmen einer Pressekonferenz im Silbersaal vor.
„Wenn man als Kabarettist an die Bearbeitung eines solchen Werks herangeht, muss man das mit einer gewissen Respektlosigkeit tun. Ansonsten kann man es auch gleich bleiben lassen“, so Autor Ecco Meineke. In seiner Version ist es nun nicht mehr der Berg, der den Menschen bedroht, sondern umgekehrt. Und das führt auch zum Konflikt zwischen dem Bauern, der im „Watzmann 2.0“ Großunternehmer sowie Lift- und Skischaukel-Betreiber ist, und seinem Sohn, der sich dem Klimaschutz und dem Feminismus verschrieben hat.
Dass mit alten Traditionen gebrochen wird, zeigt auch die Besetzung der Gailtalerin, die in den vergangenen Jahren immer von einem Mann verkörpert wurde. In die Rolle schlüpft mit Sabine Kapfinger alias Alpine Zabine eine Frau mit ebenso großer Ausstrahlung wie Stimme. Und mit „Mei Erster war der Berg“ bringt sie auch einen neuen Song mit ein, der vor einigen Jahren eigens für sie komponiert wurde. Eine weitere Neuerung ist auch die Besetzung der traditionellen Doppelrollen Bauer/Knecht und Bua/Knecht. Die ist nun mit Aurel Bereuter (Bauer), Christoph Theussl (Bua), Moses Wolff (Knecht) und Norbert Bürger (Knecht) auf vier starke Schultern verteilt. Als komplett neue Rolle des Touristen kommt mit Arnd Schimkat ein weiteres bekanntes Gesicht dazu – er wird zudem die Rollen des Erzählers und des Kapuzenmanns übernehmen.
Aber natürlich bleibt auch in der Neuinszenierung des Kult-Musicals eines erhalten. Und das sind die bekannten Songs und Melodien, die von einer stark besetzten Band gespielt werden. Diese setzt sich neben dem musikalischen Leiter Nick Flade an den Keyboards aus Tom Peschel (Bass), Oscar Peter Kraus (Drums) und Jan P. Zehrfeld (Gitarre) zusammen. Und mit Mathias Kellner tritt ein großartiger Musiker und Liedermacher aus Bayern als Sänger in die Fußstapfen von Wolfgang Ambros.