News aus dem deutschen Theater
30.10.2019
Das Leben einer Legende
Die Biographie von Johnny Cash (1932 – 2003)
„Johnny Cashs Leben war ein Country-Song voller Liebe und Verlust, Leidenschaft und Herzschmerz – Kummer, Einsamkeit, Schuld, Glaube und das Streben nach Versöhnung. Seine harte Kindheit und Jugend und seine Kämpfe mit Sucht und Familiendrama gaben ihm Empathie für Sünder auf der Suche nach Erlösung. Seine freimütigen Texte und sein grober, seelentiefer Gesang überschritten musikalische Genres und gaben den Widrigkeiten der ganz gewöhnlichen Amerikaner eine Stimme.“ (The New York Times, 2013)
Harte Kindheit auf der Farm
John R. Cash wurde am 26. Februar 1932 in Kingsland, Arkansas als viertes von sieben Kindern geboren. Als er drei war, machte sein Vater vom neuen Roosevelt-Farm-Programm Gebrauch und die Familie zog zur Dyess Colony. Dort bewirtschaftete die Cash-Familie acht Hektar Baumwolle. Musik war ein fester Teil des Alltags und John sog eine Bandbreite an musikalischen Einflüssen auf, von den Folk-Songs und Hymnen seiner Mutter bis zu den Arbeitsliedern von den Feldern und den nahegelegenen Güterbahnhöfen. Nach seinem High-School-Abschluss 1950 trat er bald der Air Force bei, und nach der Grundausbildung in Texas (wo er seine erste Ehefrau Vivian Liberto traf) wurde er nach Landsberg in Deutschland verschifft. Dort gründete er seine erste Band, die Landsberg Barbarians.
Erste Erfolge
Cash verließ die Air Force 1954, heiratete Vivian und zog nach Memphis, wo er mehreren Jobs hatte, während er versuchte, im Musik-Business Fuß zu fassen. Er spielte Country-Musik in einem Trio mit Gitarrist Luther Perkins und Bassist Marshall Grant. 1955 bekam er eine Audition bei Sun Records und ihrem Gründer Sam Phillips. Cash präsentierte sich anfangs als Gospel-Sänger, aber Phillips bat ihn, mit etwas Kommerziellerem zurückzukommen. Also kehrte Cash mit zwei originalen Songs zurück, die Phillips sofort „ins Ohr“ stachen. Die Debüt-Single „Cry Cry Cry“ schaffte es in die Billboard’s Top 20. „Folsom Prison Blues“ erreichte Anfang 1956 die Country Top 5 und „I Walk The Line“ war sechs Wochen auf Platz Eins und erreichte auch die Pop Top 20 – und verkaufte sich über 2 Millionen mal.
Steile Karriere und Suchtprobleme
Im selben Jahr erfüllte Cash sich einen lang gehegten Traum, als er eingeladen wurde bei der Grand Ole Opry [Country-Musik-Konzerte in Nashville mit Kultstatus, die seit 1925 im Radio übertragen werden] aufzutreten; er erschien komplett in Schwarz, während die anderen Künstler extravagante, mit Glitzersteinen übersäte Outfits trugen. Darum erhielt er später den Spitznamen „The Man in Black“. Er spielte 200 ausverkaufte Konzerte pro Jahr bis Mitte der 60er. Auftritte in der Ed Sullivan Show, The Tonight Show und anderen folgten.
Zur selben Zeit geriet sein Privatleben außer Kontrolle. Seine Ehe ging in die Brüche und der zermürbende Tournee-Plan forderte seine Opfer: Cash wurde von Rauschmitteln abhängig. Mitte der 60er war er stark süchtig. Mit der Hilfe seiner Gesangspartnerin June Carter und ihrer Familie überwand er die Sucht bis 1967. 1968 (13 Jahre nachdem sie sich Backstage beim Grand Ole Opry kennen gelernt hatten und einen Monat nachdem ihre zweite Ehe endete) machte Cash June einen Heiratsantrag bei einem Live-Auftritt. Die Hochzeit war am 1. März 1968. Das Paar hat ein Kind zusammen, John Carter Cash (*3. März 1970). Cashs Karriere nahm wieder Fahrt auf.
Durchbruch im TV
Der große Lohn seiner Mühen war ein TV-Sendeplatz: Ab 1969 lief The Johnny Cash Show auf dem Sender ABC. An der Show wirkten die unterschiedlichsten Gäste mit, von Bob Dylan, Neil Young und Linda Rondstadt bis Louis Armstrong und Merle Haggard. Mit der Auswahl seiner Gäste half Cash dabei, die Generationenkluft zu überbrücken und musikalische Barrieren niederzureißen. Er nutzte die Show auch, um Bewusstsein für soziale Themen im Land zu schaffen.
Im Alter von 48 wurde Johnny Cash der jüngste lebende Künstler, der in die Country Music Hall of Fame aufgenommen wurde. Er war einer der größten Musikstars Amerikas der 50er und 60er und landete weit über 100 Hits. Zudem spielte er in Fernsehfilmen mit, z.B. in The Pride of Jesse Hallam (1981) über Analphabetismus bei Erwachsenen.
Schon vor dem Tod eine Legende
1985 gründete Cash The Highwaymen mit Willie Nelson, Waylon Jennings und Kris Kristofferson. Sie veröffentlichten drei erfolgreiche Alben bis 1995. 1993 trat Cash auf dem Broadway als Gast-Darsteller im Stück The Will Rogers Follies mit David M. Lutken im The Palace Theater auf. Obwohl er in den 90ern mit ernsthaften gesundheitlichen Problemen kämpfte, gelang Cash eine professionelle Wiedergeburt, nachdem er beim Label des Rap-Produzenten Rick Rubin unterzeichnete. American Recordings (1994) gewann einen Grammy als bestes zeitgenössisches Folk-Album.
Nachdem er am 15. May 2003 unerwartet seine Frau June verlor, starb Johnny Cash am 12. September 2003 an Komplikationen aufgrund von Diabetes. Sein Leben und sein musikalisches Vermächtnis stehen im Zentrum des Musicals Ring of Fire, das im Silbersaal seine Deutschlandpremiere feiert und von 13. November bis 15. Dezember zu sehen ist.
[Übersetzt aus dem Englischen. Quelle: Programmheft zu Ring of Fire]