News aus dem deutschen Theater

07.04.22
Zwölf Monate – Zwölf Namen
50 Jahre Olympia-Attentat München
50 Jahre nach den Olympischen Spielen in München wird in diesem Jahr auch an das Olympia- Attentat vom 5.–6. September 1972 erinnert. Jeden Monat steht dabei unter dem Titel „Zwölf Monate – Zwölf Namen“ an unterschiedlichen Orten ein Opfer im Mittelpunkt des Gedenkens. Im April ist dieser Ort unser Theater.
In Kooperation mit dem Jüdischen Museum München wird durch eine Videoinstallation im Außenbereich direkt neben dem Haupteingang an den getöteten Schiedsrichter Yossef Gutfreund erinnert. Der Vater zweier Töchter und Überlebende der Schoa engagierte sich seit den Olympischen Spielen in Tokyo 1964 als olympischer Wettkampfrichter im Ringen. In München besuchte er am Vorabend des Anschlags mit weiteren Mitgliedern der Israelischen Olympischen Delegation das Deutsche Theater, um sich das Musical „Anatevka” auf Einladung des Hauptdarstellers Shmuel Rodensky anzusehen. Nur einige Stunden später wehrte er die Terroristen des Olympia-Attentates 1972 ab, um seinen Kollegen die Flucht zu ermöglichen.
Am 7. April wurde die Videoinstallation durch die Bürgermeisterin der Landeshauptstadt München Katrin Habenschaden gemeinsam mit der Generalkonsulin des Staates Israel Carmela Shamir, der Direktorin des NS-Dokumentationszentrums München Dr. Mirjam Zadoff sowie dem Geschäftsführer des Deutschen Theaters Thomas Linsmayer und dem Direktor des Jüdischen Museums München Bernhard Purin offiziell eröffnet.
Katrin Habenschaden:
„Ich bin der Meinung: Das Gedenken an dieses Attentat kam lange Zeit zu kurz. Die kleine Gedenkstätte im Olympiapark wurde erst vor fünf Jahren eingerichtet. Deshalb finde ich es richtig, dass die Landeshauptstadt München in diesem Jahr nicht nur an den visionären Ansatz der Olympischen Spiele erinnert, sondern auch an das Attentat auf Mitglieder des israelischen Teams durch ein palästinensisches Terrorkommando am 5.―6. September.“
Carmela Shamir:
„We often find that our German partners do not want to do anything wrong when it comes to the topic of remembrance and Israel. I want to emphasize today that it is worst for the family members of the murdered and all Israelis if they are not remembered at all. On the other hand, there are many ways how to remember the victims.“
Thomas Linsmayer:
„Das Deutsche Theater ist als Ort der Erinnerung im öffentlichen Raum und als Partner bei dieser so wichtigen Aktion sehr gerne mit dabei. Durch die Platzierung der Installation im Innenhof direkt neben dem Haupteingang zu unserem Theater wird sie zum einen die Aufmerksamkeit der Passanten untertags aber natürlich auch die unserer Besucherinnen und Besucher der Vorstellungen am Abend auf sich ziehen.“
Bernhard Purin:
„Unser Ziel ist es, mit dem Projekt „Zwölf Monate – Zwölf Namen“ das Gedenken an die Opfer des Olympia-Attentats zu einem integralen und dauerhaften Bestandteil der Münchner Erinnerungskultur zu machen.“
Dr. Mirjam Zadoff:
„Die Erinnerung an die Opfer terroristischer Anschläge – ihre Namen und ihre Geschichte – ist ein Auftrag an Einrichtungen wie das NS-Dokumentationszentrum und das Jüdische Museum. Die Olympischen Spiele waren nicht nur “fröhliche Spiele”, sie waren auch “Munich 1972″ – und damit verbindet die ganze Welt das Attentat auf die israelischen Sportler_innen und auf einen friedlichen Zusammenschluss von Menschen aus der ganzen Welt.”